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Epitaph: Krautrock Legends Vol. 1 (DVD) (Review)

Artist:

Epitaph

Epitaph: Krautrock Legends Vol. 1 (DVD)
Album:

Krautrock Legends Vol. 1 (DVD)

Medium: DVD
Stil:

(angeblich) Krautrock, in Wirklichkeit British Rock

Label: MIG-Music
Spieldauer: 228:00
Erschienen: 27.05.2011
Website: [Link]

Jeder, der sich diese Doppel-DVD zulegt, kann sich glücklich schätzen, alle auf Celluloid gebannten Rockpalast-Konzertmitschnitte von EPITAPH zu besitzen. Konzerte, die fast einen Zeitraum von 30 Jahren abdecken. Ein kleines Stück deutscher Musikgeschichte also!

Doch bereits beim Titel der DVD bekomme ich Bauchschmerzen: „Krautrock Legends Vol. 1“. Beständig packt man EPITAPH in die Schublade des Krautrocks, wobei schon zu reichen scheint, dass die Musiker in den siebziger Jahren aus Deutschland stammen und Rockmusik machen. Doch die Musik hat überhaupt nichts mit dem „typischen“ Krautrock von AMON DÜÜL oder GURU GURU oder JANE zu tun, sondern ist eher eine hart rockende Variante typisch anglo-amerikanischer Bands wie BLACK SABBATH, LED ZEPPELIN oder WISHBONE ASH. Vielleicht könnte man auch noch eine deutsche Band zum Vergleich heranziehen, die ebenfalls aus meiner Sicht zu Unrecht als Krautrocker eingestuft sind: BIRTH CONTROL. Wobei besagte Band um BERND NOSKE mit „Gamma Ray“ einen DER deutschen Kult-Titel überhaupt zustande brachten, was EPITAPH nie vergönnt war. Aus diesem Grunde empfinde ich es auch deutlich übertrieben, dass man auf der DVD den Eindruck zu vermitteln versucht, als wären EPITAPH die wohl legendärste deutsche Krautrockband mit englischem Gesang – dieser Titel geht eindeutig an BIRTH CONTROL. Und warum das so ist, beweisen sogar die Live-Mitschnitte, die man auf den beiden DVDs zu Gesicht bekommt.

EPITAPH spielten bei ihren Rockpalast-Auftritten aus den Jahren 1977 und 1979 sehr souveränen Hardrock, bei dem sie sich auch von der Bühne herunter auf QUICKSILVER und ERIC BURDON berufen, aber brechen nicht einmal wirklich aus den vorgegebenen Strukturen aus oder setzen wirkliche Glanzpunkte. Hinzu kommt, dass beide Sänger, BERND KOLBE & CLIFF JACKSON, gesanglich zwar ihre Stimmen der Musik entsprechend zum Tragen bringen, aber ihr keine typischen Erkennungsmerkmale verleihen. So bleibt am Ende richtig ordentliche, handgemachte Rockmusik, die ihre Zuschauer, wie man eindeutig auf der DVD sehen kann, nicht von den Hockern reißt. Auf jeden Fall gilt das für's erste Rockpalast-Konzert von 1977, bei dem das insgesamt wohl spannendste die offenen Hemden der Gitarristen sind, die einen Blick auf ihre Hühnerbrüste freigeben.

Das zweite Rockpalast-Konzert aus dem Jahr 1979 vermag da schon mehr zu überzeugen, was wohl auch an dem recht radikalen Besetzungswechsel liegt. Nur noch der singende Gitarrist CLIFF JACKSON und der Schlagzeuger FRITZ RANDOW sind übrig geblieben. Und dass die Stimme von BERND KOLBE fehlt, kann man nicht behaupten. Dafür aber ist der neu hinzugekommene Keyboarder MICHAEL KARCH, der nicht nur JON LORD ähnelt, sondern auch seine Orgel ähnlich bearbeitet, ein wirklicher Gewinn. So erhält die EPITAPH-Musik zugleich noch einen Bezug zu den ganz großen Hardrockern dieser Zeit: DEEP PURPLE. Endlich gibt’s auch ein paar Solo-Ausflüge zu hören. Die zwei Jahre, die seit 1977 ins EPITAPH-Land gezogen sind, haben den Musikern und der Musik wirklich gut getan. Nur mit Krautrock hat dieses Konzert genauso wenig zu tun wie die Präimplantationsdiagnostik (PID) mit dem lieben Gott (Ein guter Musikkritiker sollte auch immer ein wenig in die Polit-Ecke schielen, wo heute ein diesbezügliches Gesetz trotz merkelschen Widerstand verabschiedet wurde ;-) Summa summarum ein deutlich besseres Konzert, das mit „Spread Your Wings“ seinen absoluten Höhepunkt erreicht, als das erste auf der DVD. Doch auch hier gibt’s einen kleinen Pferdefuß: die Abmischung der Aufnahme ist nicht immer gelungen, da besonders die Gitarre und der Gesang recht hoch, die anderen Instrumente etwas zu dumpf oder, im Falle der Orgel, zu leise ausgesteuert wurden. Doch zum Glück bleiben wenigstens die Hemden zu!

25 Jahre später!

Und damit wären wir schon bei der zweiten DVD.
BERND KOLBE ist wieder zurück und es fehlen dummerweise mal wieder die Keyboards. Genauso wie FRITZ RANDOW am Schlagzeug, der durch ACHIM PORET ersetzt wurde. Und plötzlich sind aus den jungen Rockern ältere Herren geworden, ergraut und mit Falten in den Gesichtern, aber nach wie vor dem Rock und der Spielfreude im Herzen. Auffällig bei diesem Konzert ist, dass besonders der zweite Gitarrist HEINZ GLASS den Blues für sich entdeckt hat und EPITAPH eine in dieser Form recht ungewohnte zusätzliche Klangfarbe verleiht. Mit „Big City“ und „Fresh Air“ wird’s dann sogar psychedelisch, während dazu passend im Hintergrund ein Film mit ein paar irre dreinblickenden Augen abläuft. Leider gibt’s auch hier wieder ein paar gesangliche Querschläger und gerade die Satzgesänge klingen nicht immer überzeugend. Doch das ist ja nichts Neues.

Mit „Stop, Look And Listen“ wird dann ein Klassiker aus EPITAPH-Urzeiten angekündigt, der laut Aussage von Bernd Kolbe 17 Minuten lang sein soll – na ja, ganz so lange halten sie dann doch nicht durch und nach knapp 14 Minuten endet der Song, der besonders von der intensiven Gitarrenarbeit und fetten Bass-Solis dominiert wird. Trotzdem wohl der Höhepunkt des Konzerts, wenn man davon absieht, dass am Ende des Auftritts mit „Going To Chicago“ als „Special Guest“ auch KLAUS WALZ noch einmal mit auf die Bühne darf.

Ein besonderer Leckerbissen der zweiten DVD sind dann die beiden Aufnahmen aus dem BEAT CLUB vom Jahr 1972, bei denen man auch hinter der Schießbude JIM McGILLIVRAY bewundern darf. Doch nicht nur das. Hier wird zum ersten Mal klar, warum EPITAPH dem Krautrock zugeordnet wurde. „Early Morning“ und „Little Maggie“ klingen eben anders als das, was man in den Konzertmitschnitten zu hören bekommt. Und wohl nicht umsonst ist keiner der beiden Titel in einem der drei Rockpalast-Konzerte vertreten.

Auch das siebenminütige Interview, in dem eindeutig klargestellt wird, dass sich EPITAPH nicht als Krautrock- sondern British-Rock-Band versteht, ist ein ganz besonderes Fundstück, das die rundum gelungene DVD in würdiger Weise abschließt.

Bleibt eigentlich nur noch zu hoffen, dass der zweite Teil der Krautrock-Serie des Rockpalasts auch wirklich mit einer Krautrock-Band fortgesetzt wird.

FAZIT: EPITAPH ist eine deutsche Band, die britischen Rock auf hervorragende Weise spielt. Die beiden DVDs, die zwar in einer schwarz-weiß-gehaltenen Verpackung stecken, sind alle farbig gefilmt und vom Klang her bis auf wenige Ausnahmen sehr gut gelungen. Auch die Zugaben sind kein „billiges Beiwerk“, sondern kleine Entdeckungen. Empfehlenswert!

Thoralf Koß - Chefredakteur (Info) (Review 6628x gelesen, veröffentlicht am )

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  • 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
  • 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
  • 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
  • 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
  • 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
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Tracklist:
  • DVD 1:
  • „WDR Studio-L, Köln, 2. Februar 1977“
  • She's Burning
  • Woman
  • Tequila Shuffle
  • Crossroads
  • Outside The Law
  • Fresh Air
  • Who Do You Love
  • Going To Chicago
  • Stop, Look And Listen
  • „WDR Studio-L, Köln, 3. September 1979“
  • Tonight
  • When I Lose Your Love
  • Return To Reality
  • Strangers
  • On The Road
  • Hold On
  • Mick's Boogie
  • Spread Your Wings
  • Going To Chicago
  • DVD 2:
  • „Harmonie, Bonn, 22. Dezember 2004“
  • Moving To The Country
  • Woman
  • Crossroads
  • Big City
  • Fresh Air
  • Bad Feeling
  • Reflections
  • Stop, Look And Listen
  • Tequila Shuffle
  • Going To Chicago
  • „Bonus – BEAT CLUB 1972“
  • Early Morning
  • Little Maggie
  • „Interview (7 Minuten)“

Besetzung:

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